Zur Psychotherapie-Weiterbildung

Ein/e Mitarbeiter/in der Uni Witten-Herdecke hatte an Achim Czylwick eine Anfrage und Aufforderung zur Psychotherapie-Weiterbildung gestellt. Wir dokumentieren nachfolgend die Anfrage sowie die Antwort von Achim Czylwick dazu.
Zur Psychotherapie-Weiterbildung

Gesundheit als Profitware - Nein Danke!

Aktuell studiere ich Psychologie. Nach meinem Abschluss ist es mein Traum, Fachpsychotherapeut/in zu werden.

Das neue Psychotherapeutengesetz von 2020 regelt, dass nach dem Studium eine Weiterbildung zum*r Fachpsychotherapeut*in erfolgen muss. Diese Weiterbildung soll ähnlich wie die Facharztweiterbildung ablaufen. Sie umfasst Praxis, Theorie, Supervision und Selbsterfahrung, die für die Patient*innenversorgung unverzichtbar sind. Aber die Weiterbildung ist nicht finanziert. Es gibt kaum Weiterbildungsstellen, obwohl der Bedarf an ausgebildeten Fachtherapeut*innen so groß ist. Deshalb brauchen wir Ihre Unterstützung!

Ich hatte gehofft, dass die Reform der Psychotherapeutenausbildung die aktuell prekären Ausbildungsbedingungen endlich beendet.

Jetzt ist es aber leider so, dass die Kliniken, Praxen und Ambulanzen niemanden anstellen können, die*der eine Weiterbildung machen will, weil die Finanzierung nicht geregelt ist. Tausende Studierende und Absolvierende stehen vor demselben Problem. 

2023 hat der damalige Student Felix Kiunke eine erfolgreiche Bundestagspetition stellvertretend für uns eingereicht und am 3. Juli 2023 bei der Anhörung vorgetragen. So wie er, können die Absolvierenden des Psychotherapiestudiengangs nicht mit ihrer Weiterbildung beginnen. Die Petition wurde mit dem höchstmöglichen Votum zur Berücksichtigung dem Bundestag vorgelegt. Dieser hat die Petition an die Bundesregierung überwiesen. Leider ist seither keine gesetzliche Regelung verabschiedet worden, mit der die Weiterbildung finanziert wird. Daher gibt es weiterhin keine Weiterbildungsstellen und das bedeutet, dass die psychotherapeutische Patient*innenversorgung der Zukunft gefährdet ist.

Daher meine Frage an Sie, wie Sie und Ihre Partei sich für die Finanzierung der Weiterbildung einsetzen wollen. Denn ich bitte Sie, dass Sie sich dafür einsetzen, dass mein und alle zukünftigen Jahrgänge die Psychotherapieweiterbildung beginnen und die Krankenhäuser, Praxen und Ambulanzen entsprechende Stellen aufbauen können. Wir brauchen diese Weiterbildung vor allem, damit Menschen mit psychischer Erkrankung auch zukünftig gut behandelt werden.

Therapieplätze sind knapp bemessen, aber es braucht – gerade in einer Zeit wie jetzt – immer wieder neue gut ausgebildete Fachtherapeut*innen. Wir wollen arbeiten, helfen und unseren Beitrag leisten – aber dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Wir brauchen Sie!

Bitte nehmen Sie Regelungen zur Finanzierung der Psychotherapieweiterbildung in Ihr Wahlprogramm auf. Nur so kann die zukünftige psychotherapeutische Versorgung für die Bevölkerung und der psychotherapeutische Nachwuchs gesichert werden.

Mit freundlichen Grüßen


Achim Czylwick antwortet darauf:

Guten Tag ....,

Sie haben sich an mich als Direktkandidat der MLPD zur Bundestagswahl im Wahlkreis 138 gewandt. Ihre Bitte ist, die Finanzierung der Psychotherapieweiterbildung in das Wahlprogramm aufzunehmen.

Sie weisen zurecht darauf hin, dass dieser Beruf gebraucht wird, dass es ein Bedürfnis in der Bevölkerung für diese Leitung gibt. Dennoch gibt es keine gesetzliche Regelung, trotz erfolgreicher Petition, die dafür nötige Ausbildung entsprechend zu finanzieren.

Der hier von Ihnen aufgedeckte Widerspruch ist kein Zufall.

Das Gesundheitssystem in diesem Land ist nicht auf die Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet, sondern auf die Vermarktung der Gesundheit als Ware, also der Generierung von Profiten. Das aufzuheben oder grundsätzlich zu kritisieren, dazu ist keine der Parteien im Bundestag bereit.

Unsere Forderungen zur Entwicklung des Gesundheitssystems beziehen sich nicht auf einzelne Bereiche, wobei wir Ihre Forderung unterstützen. Unsere Kritik an den Zuständen im Gesundheitswesen ist umfassender. In dem Buch: »Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft«, das 2023 im Verlag Neuer Weg in Essen erschien, heißt es dazu:

»So ist der Alltag des kapitalistischen Gesundheitswesens in der Regel für die Mehrheit der Bevölkerung geprägt von Massenabfertigung, routinemäßiger Behandlung aller nach dem gleichen Schema, ausufernde Bürokratie, Apparatemedizin, Tunnelblick von Spezialisten und Vermarktung von Gesundheit als Ware. Krankenhauskonzerne konzentrieren sich auf lukrative Behandlung, Pharmakonzerne auf profitbringende Medikamente. International treten die Unterschiede im Gesundheitswesen noch krasser zu Tage: den Reichen und Superreichen wird medizinische Behandlung auf höchstem Niveau geboten, während unter den Massen weiterhin Kinder an den einfachsten Infektionskrankheiten sterben und zuweilen nicht einmal eine elementare Gesundheitsfürsorge gewährleistet ist. An all diesen Erscheinungen entwickelt sich eine berechtigte Kritik aus der Bevölkerung und von Beschäftigten im Gesundheitswesen. Doch letztendlich sind sie nur Symptome eines kranken Systems!«

Ich werde in jedem Fall bei weiteren Wahlkampfauftritten Ihr Anliegen publizieren und eine notwendige Finanzierung fordern. Ich werde meinen Zuhörern aber auch sagen müssen, dass diese Geringschätzung der Ausbildung zur Fachtherapeutin und Fachtherapeuten ein weiteres Symptom für die Krise im Gesundheitssystem ist. Die gesundheitlichen Bedürfnisse der Menschen werden in unserer Gesellschaft nur dann ausreichend bedient, wenn damit Profite zu erreichen sind. Notwendige Reformen - wie die Finanzierung von qualifizierter Therapeutenweiterbildung - zu erreichen, wird ein harter Kampf. Aber die Bevölkerung ist hier auf unserer Seite.

Mit solidarischen Grüßen

Achim Czylwick

 


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